Die Rundwanderung beginnt in Osten, nahe dem Schnittpunkt von B 73 und B 495, am Parkplatz vor der Kirche (Karte oben, Punkt 1).
Nur Fähren pendelten zwischen den grünen Ufern, und in den Fährorten - wie in Ooosten an der Oooste - gediehen Handel und Wandel.
Die Kirche, eine Station des norddeutschen "Mönchsweges", ist im Sommerhalbjahr geöffnet und kann besichtigt werden.
Die 1890 von den Gebrüdern Peternell gebaute Orgel hat dazu beigetragen, dass das Land an der Oste den Beinamen „Orgelparadies“ trägt.
Ein Gang nahe der Kirche, zwischen Deichstraße 23 und 24, führt zu der Stelle, an der in alten Zeiten im sogenannten Kirchosten die Fähre anlegte.
Wir biegen gegenüber in die Lange Straße ein, der man heute kaum noch ansieht, dass vor 100 Jahren wohl jedes ihrer Häuser ein Geschäft beherbergte.
Bis etwa 1900 war Osten ein blühender Handelsort, reich geworden durch Ziegeleien und Schiffbau, Walfang und Fischerei.
Als in der Oste noch Störe schwammen, versorgte Osten die Hamburger sogar mit Kaviar; seit 2009 wird versucht, den Stör hier wieder anzusiedeln.
Bevor wir links in die Fährstraße abbiegen (Punkt 2), werfen wir einen Blick auf die Gebäude hinter der Apotheke: Wo heute zwei Ärzte praktizieren, war früher Sitz des Amtsgerichts. Die Gitterfenster des einstigen Gefängnisses nebenan sind noch heute vom Haus Fährstraße 24 aus zu sehen.
Gerichtssitz, Hafen und Handelszentrum mit 160 Gewerbetreibenden – kein Wunder, dass das Fährdorf auf Postkarten früher fälschlich als „Stadt Osten“ bezeichnet wurde.
Um 1900 herum drohte dem Ort Gefahr: Die Schifffahrt mit den großen Oste-Ewern verlor an Bedeutung gegenüber der Eisenbahn.
Die 1881 eröffnete neue Bahnlinie Harburg – Cuxhaven aber führte, jenseits der Oste, über den Bahnhof „Basbeck-Osten“ im Nachbarort Basbeck (heute Teil der Stadt Hemmoor). Bei Hochwasser und Eisgang konnte die Ostener Fähre nicht fahren – der Ort war von der Umwelt abgeschnitten.
Wir folgen der Fährstraße bis zu ihrem Ende, der Deichlücke neben dem Hotel Fährkrug (Punkt 3).
Wie hoch die Oste früher – bis zum Bau des Ostesperrwerks 1968 – mitunter auflief, zeigen die Hochwassermarken an der Deichlücke am Hotel Fährkrug.
Der Ersatz der Prahmfähre durch eine modernere Form der Flussquerung, die allerdings die Segler mit ihren 30 Meter hohen Masten nicht behindern durfte, wurde für Osten zur Existenzfrage.
Die durch den Eiffelturm gerade populär gewordene Stahlfachwerk-Bauweise ermöglichte ein Maximum an Stabilität bei einem Minimum an Materialaufwand.
Details über Bau und Bauweise der Schwebefähre, des „Eiffelturms des Nordens“, enthalten das dort vorrätige Buch „Über die Oste – Geschichten aus 100 Jahren Schwebefähre Osten – Hemmoor“ (MCE, 2009) sowie die Website www.schwebefaehre-osten.de.
Wir nutzen eine der touristischen Demonstrationsfahrten mit der 2005 restaurierten Schwebefähre, um die Oste zu überqueren.
Sollte die Fähre nicht verkehren (Auskunft im Fährkrug, Tel. 04771-2338), gehen wir über die wenige hundert Meter entfernte blaue Straßenbrücke (Radweg bzw. Treppe für den Auf- und Abstieg benutzen), um zur Basbecker Anlegestelle der Schwebefähre am anderen Osteufer (Punkt 4) zu gelangen – siehe gestrichelte Linie auf der Karte oben.
Bis hinauf nach Bremervörde werden die Ufer durch Ebbe und Flut strapaziert, die den Wasserstand zweimal täglich um mehr als zwei Meter anheben und senken.
Wir folgen der Fährstraße (5) bis zur B 73.
Vom Fähranleger führt seit altersher eine schnurgerade Allee zur Basbecker Bahnhofstraße. Die Fährstraße wurde 2009 von der Stadt Hemmoor mit vier Rastplätzen und acht Info-Tafeln über die noch existierenden Schwebefähren zu einer „Infomeile der Welt-Schwebefähren“ umgestaltet.
Wir queren die B 73 (Punkt 6) und folgen der Bahnhofstraße - mit Bäckereicafé sowie italienischem und griechischem Restaurant - bis zum Bahnhof (Punkt 7).
Der ehemalige Güterschuppen nebenan beherbergt eine nostalgische Kneipe mit Erinnerungsstücken aus der Dampflok-Ära.
Wir folgen der B 495 sodann rechts bis zur Brücke über die B 73, die wir überqueren, steigen die Fußgängertreppe rechter Hand hinab, unterqueren die Brücke und biegen rechts ein in den Siethwendeweg, auf dem wir bis zur Oste gehen (Punkt 8).
Die bis Bremervörde für Motorboote zugelassene Oste ist, so das dänische Fachblatt „Sejleren’s“, ein „Geheimtipp“ und „Kleinod“ für Skipper.
Ebenso beliebt wie bei den Skippern ist die Oste mit ihren Schilfgürteln, dem relativ sauberen Wasser und einem reichen Fischbestand von Aal bis Zander bei den Sportanglern.
Wir gehen unter der Ostebrücke hindurch, steigen rechts die Fußgängertreppe empor und überqueren die Brücke (Punkt 9). Der Radweg jenseits des Flusses führt nach Osten hinab.
Der Bau der 1974 eröffneten Ostebrücke war nötig geworden, weil die Schwebefähre dem zunehmenden Autoverkehr nicht mehr gewachsen war. Das Ende der Segelschiffahrt ermöglichte nun, anders als 1909, den Bau einer niedrigen Flußbrücke.
Einen Tag nach der Eröffnung der neuen Brücke stellte die Schwebefähre ihren Betrieb ein. Osten verlor mit den Einnahmen aus dem Fährgeld, das 65 Jahre lang in die Dorfkasse geflossen war, nicht nur seine „Melkkuh“, wie es eine damalige Karikatur darstellte.
Immerhin gelang es einer 1975 gegründeten Fördergesellschaft um den Fährkrug-Hotelier Horst Ahlf mit Hilfe des Denkmalschutzes und des Landkreises, den drohenden Abriß der Schwebefähre zu verhindern und sie für touristische Fahrten restaurieren zu lassen.
Nach der durch Bauschäden verursachten Stilllegung des technischen Baudenkmals 2001 warben die Fördergesellschaft zur Erhaltung der Schwebefähre und der Landkreis Cuxhaven als Eigentümer mit Erfolg für Zuschüsse für die rund 1,4 Millionen Euro teure Reparatur.
Eine neue Ferienstraße, die Deutsche Fährstraße Bremervörde - Kiel, und der Oste-Radweg Tostedt - Balje binden die Schwebefähre seit 2004 bzw. 2012 in überregionale touristische Strukturen ein.
Wir folgen dem Deich - zum Teil auf einer neuen Deichpromenade - zum Ausgangspunkt.
An der Kirche zeigt das Heimat- und Buddelmuseum neben 4500 originellen Trinkgefäßen auch viele Exponate zur Fährgeschichte (www.buddelmuseum.de).
24. 8. 2016. Wer mit offenen Augen den Historischen Fährweg zwischen Osten und Hemmoor entlangspaziert, findet an einem exponierten Gebäude gleich zweimal eine Messing-Hand mit sechs Fingern. Um welches Gebäude handelt es sich? Und: Was hat sich der Künstler dabei gedacht?
Einige Hinweise bietet ein Artikel auf Spiegel online über das "Privileg des sechsten Fingers" und die Verehrung von Mehrfingrigen bei den Azteken.
Aber auch in Europa finden sich viele Belege für dieses Phänomen, wie ein Wikipedia-Beitrag über "Polydaktylie" belegt.
Wer die beiden sechsfingrigen Hände im Osteland im Original sehen will - Augen auf beim nächsten Spaziergang auf dem Historischen Fährweg!
26. 4. 2016. Die Leader-Region Land Hadeln (www.lag-hadler-region.de), der in der neuen Förderperiode 2,4 Millionen Euro zur Verfügung stehen, hat erneut ihre Arbeit aufgenommen. Als erste Projektvorschläge hat der Hemmoorer Stadtdirektor Dirk Brauer laut NEZ (Dienstag) die Inwertsetzung der lokalen Zementindustriegeschichte, den 2. Bauabschnitt des Hemmoorer Fährkopfes der Schwebefähre sowie die Erschließung des "Historischen Fährwegs Basbeck - Osten" mit der Internationalen Schwebefähren-Infomeile ins Gespräch gebracht.
20. 1. 2016. Neben der Schwebefähre Osten – Hemmoor und dem neu gestalteten Ostener Fährplatz samt Fährstuuv und Deichkronen-Promenade hat sich in den letzten Jahren auch das gegenüberliegende Hemmoorer Ufer der Oste zunehmend zum Touristenmagneten entwickelt.
Bewirkt haben das der bereits 2005 eröffnete Historische Fährweg Osten – Basbeck Osten mit dem dazugehörigen, soeben in 3. Auflage erschienenen Wanderführer, und die 2009 eingeweihte, international beachtete Welt-Schwebefähren-Infomeile, beide konzipiert von der Arbeitsgemeinschaft Osteland, sowie der 2015 abgeschlossene 1. Bauabschnitt der Umgestaltung des Basbecker "Fährkopfes" samt Pavillon, Infotafel und zusätzlichen Parkmöglichkeiten.
Bei diesem beispielhaften Projekt will die Stadt Hemmoor nicht auf halbem Wege stehen bleiben - auch angesichts des seit Dezember von den Landesregierungen in Hannover und Kiel offiziell unterstützten UNESCO-Welterbeantrags.
Der Tiefbauausschuss der Hemmoorer Stadtrats berät am Dienstag, 26. Januar, 18 Uhr, in einer öffentlichen Sitzung im Rathaussaal über den 2. Fährkopf-Bauabschnitt und über einen Ausbau der dort einmündenden Straße Am Ostedeich, zugleich - in Betriebspausen der Schwebefähre - wichtige Ausweichstrecke der Deutschen Fährstraße, des Oste-Radwegs und des Historischen Fährwegs.
Auszug aus der vom Hemmoorer Stadtdirektor Dirk Brauer (Foto) erarbeiteten Vorlage:
Im Zusammenhang mit den Sanierungs- und Umgestaltungsarbeiten an dem Fährkopf und der Fährstraße ist als Teil eines Gesamtpaketes zu erwägen, auch den Straßenab- schnitt „Am Ostedeich“ vom Fährkopf bis zum Bootshaus auszubauen (siehe Kartenaus- schnitt Anlage 1). Dieser Weg ist ebenfalls im Zusammenhang mit der Schwebefähre ein beliebter Fahrradweg und Teil des von der AG Osteland konzipierten „Historischen Fährweges Basbeck-Osten mit Infomeile der Welt-Schwebefähren“ (siehe anliegende Karte, Anlage 2), er sollte jedoch wegen der häufig auftretenden Schlaglöcher und des dort stattfindenden Verkehrs mit schweren landwirtschaftlichen Fahrzeugen ausgebaut werden. Der Ausbau des Weges könnte zudem die sanierungsbedürftige Straße „Zur Siethwende“ für den landwirtschaftlichen Verkehr und den Zu- und Abgangsverkehr zum Bootshaus vollständig ersetzen, so dass dieser lediglich noch als Fahrrad- und Wander- weg dienen würde.
Weiterlesen bitte hier im Ratsinformationssystem.
Ebenfalls diskutiert wird über eine bessere Kennzeichnung des Beginns der Schwebefähren-Infomeile etwa mit einem in die Straße eingelassenen Metallband (siehe Ratsvorlage).
Zum Thema im Web-Archiv:
Eröffnung des Historischen Fährwegs Osten – Basbeck – Osten 2005
Eröffnung der Welt-Schwebefähren-Infomeile in Hemmoor 2009
Leserstimme von Hendrik Nagel: "Es ist eine gute Idee, die Straße am Deich bis zum Bootshaus auszubauen oder zumindest in Stand zu setzen, aber vollständig ersetzen kann das die Anfahrt zum Bootshaus der Wasserfreunde über die Siethwende nicht: Man beachte das Traditionswochenende der Ruderer, zu dem jedes Jahr Ruderer aus ganz Deutschland anreisen, welche zum größten Teil ihre eigenen Boote auf Anhängern mitbringen (ca 15 m Hängerlänge)."
Die Deutsche Fährstraße, der Historische Fährweg und die Internationale Schwebefähren Info-Meile wurden 2003, 2005 und 2009 von Jochen Bölsche konzipiert für die AG Osteland (Fährstr. 3, 21756 Osten, www.ag-osteland.de).