Frühere Festreden und Vorträge von Jochen Bölsche zum Thema Oste (2005 bis 2014) sind auf dieser Seite dokumentiert.
Tätigkeitsbericht des Vorsitzenden Claus List bei der Hauptversammlung 2017 der Arbeitsgemeinschaft Osteland
Die Arbeitsgemeinschaft Osteland e. V. gilt weiterhin als die größte ehrenamtlich geführte Gewässergebietskooperation Deutschlands und weist auch im 13. Jahr ihres Bestehens eine erfreuliche Mitgliederentwicklung auf. Seit der Jahreshauptversammlung im März 2016 stieg die Zahl von 590 auf aktuell 630. Neben zahlreichen Zugängen an Einzelmitgliedern konnten wir in den vergangenen Monaten auch als Körperschafts-Mitglieder begrüßen: "De Osten Strom“, den Heimat- und Kulturverein Geversdorf, die Musikschule an der Oste, Hemmoor, die Galerie Toni Hinck, Hemmoor, die Firma BE Solutions, Berlin, die Gemeinde Kranenburg, die Gemeinde Oberndorf, die Samtgemeinde Land Hadeln und den Landkreis Rotenburg/Wümme mit dem flächenmäßig größten Anteil am Osteland.
Der Vorstand hat sich auch im vergangenen Zeitraum regelmäßig einmal im Monat getroffen mit einer Sommerauszeit im Juli. Die Vorstandsmitglieder nahmen wie in den Vorjahren auf Einladung der Institutionen und Vereine an deren Veranstaltungen teil und entrichteten Grußworte im Namen der AG Osteland.
Für den Bereich der Eigenaktivitäten der AG möchte ich folgende Punkte ansprechen, weitere Einzelheiten können auf oste.de und in den Berichten über die Netze und Arbeitsgruppen der AG entnommen werden.
An dieser Stelle gebührt unserem Ehrenvorsitzenden Jochen Bölsche einmal mehr ein großer Dank für die liebevoll-penible und von großem Engagement geprägte Pflege des Internetauftritts und der mehr als 16 Themengruppen der AG in den sozialen Netzwerken mit mehr als 2000 Abonnenten. Oste.de wird täglich von 200 bis 400 Interessenten aufgerufen. Danke, Jochen!
Da bei „Hein Stör“, dem schwergewichtigen hölzernen Oste-Maskottchen neben dem „Ostekieker“ am Oberndorfer Anleger Flossenfäule diagnostiziert worden war, wurde eine neue Figur in Auftrag gegeben und im Mai zu Wasser gelassen. Je nach Tide dreht sich der neue Hein Stör in die Fließrichtung des Flusses. Auf der gegenüberliegenden Osteseite liefert inzwischen eine WebCam ein stets aktuelles Bild vom attraktiven Anleger mit Ostekieker und Mocambo vor dem Hintergrund der Oberndorfer Ortskulisse.
In Verbindung mit dem Entwurf für eine neue Osteflagge wurden auch das Logo und der Schriftzug Osteland neu gestaltet. Die Flagge, schon oft entlang der Oste von Vereinen, Gemeinden und Geschäftsinhabern erworben, ist in drei Größen bei Renate Bölsche erhältlich und soll das Gemeinschaftsgefühl im Osteland symbolisieren und nach außen tragen. Renate Bölsche nimmt auch heute sehr gern Bestellungen für die Flagge entgegen. Ein paar Exemplare hat sie am Büchertisch vorrätig.
Die großflächigen Osteschilder („Der Fluss, der alles hat“) in Oberndorf und Hemmoor sind nach der Feststellung von Schäden restauriert worden, ebenso die Logos an den Schildern der Anlegestellen.
Der Wohnmobilflyer wurde aktualisiert, eine Neuauflage der Doppelthemenkarte „Deutsche Fährstraße Bremervörde-Kiel“ - „Osteradweg Tostedt-Balje“ wurde ebenfalls notwendig, u.a. auch dank der Verteilung durch die regionalen Touristiker auf Messen usw. Ein Treffen von Vorstandsmitgliedern der AG mit verantwortlichen Touristikern der Landkreise Cuxhaven, Rotenburg/Wümme und Stade hatte den Weg geebnet für eine erfreuliche engere Vernetzung, die in Zukunft aber auch gepflegt werden sollte.
Ebenso ergaben sich neue Kontakte und Vernetzungen während eines Treffens von Vorstandsmitgliedern mit Bremervörder Anbietern von touristischen Produkten, die in Zukunft vermehrt den Begriff „Osteland“ in ihre Werbung und in ihr Angebot einbeziehen wollen.
Der auch im vergangenen Jahr von der AG herausgegebene großformatige beliebte Foto-Kalender für 2017 ist wieder erfolgreich in 33 Verkaufstellen entlang der Oste veräußert worden. Nahezu 200 Einsendungen waren für die 13 Kalenderbilder von der Jury begutachtet und ausgewählt worden. Die AG Osteland erhielt als Schenkung vom Zevener Fotografen Hermann Tödter eine Sammlung von 21 großformatigen Ostebildern, die demnächst, nach einer Präsentation in der Oberndorfer Kirche, auch an anderer Stelle gezeigt werden soll.
Wie schon vorhin ausgeführt, hat unser 2.Vorsitzender Walter Rademacher bei den Gerichtsterminen, zuletzt in Leipzig, vehement die Interessen des Bündnisses gegen die Elbvertiefung vertreten und mit ihnen zusammen einen Teilerfolg erzielt, der das Vorhaben des Hamburger Senats zumindest längerfristig verzögert.
Auf mehreren Veranstaltungen im vergangenen Jahr, zuletzt auf dem beliebten Oberndorfer Weihnachtsmarkt, hat der bereitgestellte Büchertisch der AG Osteland mit zahlreichen Geschenktipps viel Beachtung gefunden.
Auch an dieser Stelle sei noch einmal auf das Oberndorfer Ostewert-Projekt auf Initiative und unter Teilnahme von Osteland-Mitgliedern und das immense Medienecho hingewiesen, besonders in diesen Tagen, an denen der Film in den deutschen Kinos anläuft.
Die beiden relativ jungen Formate der AG Osteland, OstelandTV und der Osteland-Salon, wurden im vergangenen Jahr erfolgreich fortgeführt. OstelandTV unter der Redaktionsleitung von Vorstandsmitglied Karl-Heinz Brinkmann hat inzwischen die 41. Sendung produziert und der Osteland-Salon unter der einfühlsamen und kompetenten Moderation unseres Vorstandsmitglieds Sebastian Bertram plant den 5. Salon im Mai mit dem Thema „Ortschronisten erzählen“ nach den erfolgreichen vorherigen Veranstaltungen zu den Themen „Naturschutz“, „Krimiland Kehdingen-Oste“, „Kindheit an der Oste“ und „Fährleute auf der Oste“.
Zum Abschluss meiner Ausführungen möchte ich einen herzlichen Dank aussprechen – gerichtet
> zum Einen an die Vorstandkolleginnen und -kollegen, die mir eine große Unterstützung waren im vergangenen Jahr, stellvertretend möchte ich dir, liebe Renate, als Protokollführerin unserer Sitzungen und als ständige Verwalterin von Anfragen, Anmeldungen, Daten usw. einen kleinen Dank in Form eines Blumenstraußes aussprechen,
> und zum Anderen gilt mein Dank Ihnen, liebe Mitglieder unserer Arbeitsgemeinschaft. Sie unterstützen nicht nur durch Ihre Mitgliedschaft die Ziele und Aktivitäten der Arbeitsgemeinschaft, Sie gestalten sie in den unzähligen scheinbar kleinen wie auch in spektakulären größeren Projekten und Veranstaltungen mit.
Sie bringen Ideen ein, die Sie bewegen, und Sie wirken tatkräftig mit, wenn Sie der Überzeugung sind, ein Vorhaben zum Wohle der Osteland-Region lohnt verwirklicht zu werden.
Grußwort von Jochen Bölsche (AG Osteland) zum zehnjährigen Bestehen der Fördergesellschaft Baljer Leuchtturm
Ich vermag mir gar nicht auszumalen, wie es heute um unsere Region Kehdingen-Oste touristisch bestellt wäre ohne genau diese durch mutige Bürger und Gleichgesinnte in Politik und Verwaltung geretteten maritimen Attraktionen.
Auszüge aus der Dankesrede von Jochen Bölsche zur Verleihung der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland am 14. 1. 2015 in Oberndorf:
Ein Aspekt sollte heute nicht zu kurz kommen: dass unendlich viele Menschen in den letzten 50 Jahren meine ehrenamtliche Arbeit mitgetragen haben. Rund 50 der wichtigsten sind hier versammelt,
darunter sogar zwei Geburtstagskinder: Kurt Ringen, unermüdlicher Aktivbürger von der Oberen Oste, der Lesern der Osteland-Website oste.de ist
bekannt durch seine täglich frischen Beiträge, und Albertus Lemke nebst Frau Renate, Osteland-Vorstandsmitglied, -Wanderführer und durch mehrere Fernsehauftritte bekannt als bester
Werbeträger für die Oste; als Albertus gehört hat, dass es anschließend Hadler Hochzeitssuppe gibt und ein eigens kreiertes Osteschaum-Dessert, hat er seine Geburtstagsfeier hierher verlegt.
Zu Dank verpflichtet bin ich - und jetzt gehe ich weit zurück - den vielen Kollegen im Spiegel, die während meiner 45-jährigen Dienstzeit Verständnis dafür gezeigt haben, dass ich immer einen Teil
meines Engagements abgezweigt habe für Arbeit ausserhalb der Redaktion, in Initiativen, in Parteien, in Vereinen. Ich begrüße daher ganz besonders den Vertreter der Vereinigung ehemaliger
Spiegel-Redakteure, Dieter Uentzelmann, mit seiner Frau Dagmar, der zugleich auch Mitautor vieler meiner Reports, Titelgeschichten und Bücher war, von den grossen Naturschutz- und
Umweltthemen wie der Flussverschmutzung oder dem Waldsterben bis hin zu den vielen politischen Affären, das Stichwort Barschel möge genügen.
Während meiner Kindheit und Jugend als Polizistensohn in Lehrte bei Hannover hat man mir, auf dem Gymnasium und bei der Ev. Jugend, beigebracht: Du bist verantwortlich für das, was Dir vertraut ist.
Und vertraut war mir als neugierigem Menschen immer ziemlich rasch mein jeweiliger Wohnort, für den ich mich dann ja auch verantwortlich fühlen musste.
Zunächst, in den 60er und 70er Jahren, war das Buchholz in der Nordheide. Als ich dort damals in jungen Jahren Ortsvereinsvorsitzender der SPD war, konnte ich mich auf viele Mitstreiter stützen - im
Kampf z. B. für ein Jugendzentrum und für einen Wochenmarkt, gegen Bodenspekulation, gegen Naturzerstörung. Zu diesen Freunden zählten ganz vorneweg Prof. Hans-Gottfried von Rohr,
seinerzeit in der Hamburger Senatskanzlei, später Buchholzer Bürgermeister, und seine Frau Annemarie, die meine Nachfolgerin im SPD-Ortsvorsitz wurde.
Seit damals und bis auf den heutigen Tag bin ich fest davon überzeugt, dass sich nur im Zusammenspiel von außerparlamentarischem und parlamentarischem Engagement etwas zum Besseren bewegen lässt; als
Jusos haben wir das Doppelstrategie genannt. Ich habe daher Mitte der Achtziger u. a. im Kampf gegen die britischen Manöver im Naturpark Lüneburger Heide, gemeinsam mit Mitstreitern auch von den
Grünen, die Naturfreunde Nordheide gegründet. Die Heidepanzer sind heute längst Vergangenheit, meine rotgrünen Nordheide-Naturfreunde bestehen aber nach wie vor; sie haben gerade erst letztes Jahr
ein Massentierhaltungsprojekt im Landschaftsschutzgebiet verhindert - vor allem dank dem langjährigen 1. Vorsitzenden Bernd Wenzel, der mit seiner Frau Renate heute hier ist.
Zu ganz großem Dank verpflichtet bin ich auch meiner Mitstreiterin Johanna Lehmann-Grube, die mir geholfen hat, an meinem seinerzeitigen Hamburger Wohnsitz, in St. Georg, Hamburgs
ersten alternativen Bürgerverein zu gründen, den Einwohnerverein von 1987, und dazu eine Stadtteilzeitung mit dem Titel "Der lachende Drache", beides existiert heute, 28 Jahre später, noch immer und
ist wichtiger denn je. Die damalige Mitgründerin Johanna Lehmann-Grube heißt heute Westfalen, ist aktiv bei den Grünen und leitet das Einwohner-Zentralamt samt Ausländer- und Einbürgerungsbehörde,
bekleidet also das schwierigste Amt, das Hamburg zu vergeben hat.
An meine vierte Lebensstation, das Osteland, habe ich mein Faible für Kommunalpolitik, für Bürgerengagement, für Natur- und Denkmalschutz mitgenommen, und auch hier hatte ich das große Glück, über
alle Partei- und Vereinsgrenzen hinweg auf Mitstreiter zu stoßen, ohne die es nicht gelungen wäre, Ideen und Tatkraft zusammenzubringen.
Die 2003 in meiner Denkschrift vorgetragene Idee, eine Deutsche Fährstrasse und ein Fährmuseum zu schaffen, eine IG Osteland zu gründen, auch die Anstöße für einen Welterbeantrag, einen Fährmarkt,
für eine Fähren-Partnerschaft mit Osterrönfeld wären nicht zu verwirklichen gewesen ohne zupackende Menschen wie
- meinen "Heimat-Bürgermeister" Carsten Hubert, der sich von der Gründung des Weltschwebefährenverbandes 2003 an für das Wahrzeichen des Ostelandes eingesetzt hat, und
ohne
- seine Bürgermeisterkollegen Dirk Brauer, Hans-Wilhelm Saul und Jan Tiedemann, in denen er und wir Mitstreiter gefunden haben - für die Schwebefähre ebenso wie für
die Internationale Schwebefährenmeile in Basbeck, und ohne
- Landes- und Kreispolitiker wie Uwe Santjer, Claus Johannßen und Gunnar Wegener, die sich über die Schwebefähre hinaus generell für unseren abgelegenen ländlichen
Raum stark machen.
Der 2004 angeregte Tag der Oste, den wir in zwei Wochen nun schon zum 11. mal feiern, wäre nicht zu einer Erfolgsgeschichte geworden, hätte nicht unser Landrat Bielefeld mit seinen Kollegen aus Stade
und Rotenburg von Anbeginn die Schirmherrschaft übernommen, hätte nicht unser Schatzmeister Johannes Schmidt, unterstützt von Ewald Romund, bei Sponsoren über 30.000
Euro Preisgelder eingeworben, hätten nicht vor und hinter den Kulissen alle jeweilige Vorstandsmitglieder fleißig mitgewirkt, von Hans-Hermann Steiger aus Schneverdingen, weit hinter
den Ostequellen, bis zu Walter Rademacher von der Ostemündung.
Die Deutsche Fährstraße stünde noch immer auf meinem Konzeptpapier, hätten nicht Peter und Monika Prüß vom ADFC von der Erstbefahrung an bis zur Jubiläumsbefahrung 2014 dafür
geworben, gemeinsam mit den hauptamtlichen Touristikern wie zum Beispiel Michael Johnen aus der Wingst.
Der Schwebefähre, die Fährstuv und vieles mehr würden nicht laufen ohne die Fördergesellschaft, einen der wichtigsten Vereine am Fluss, in dem dank dem Vorsitzenden Karl-Heinz
Brinkmann auf beispielhafte Weise der Generationenwechsel gelungen ist.
Der Ostener Fährmarkt würde nicht im Mai zum zehnten Mal stattfinden können ohne Organisationsgenies wie Heini Uhtenwoldt. Unser "Jahr der Oste" 2009 wäre ins Wasser gefallen ohne
Aktive wie z. B. Gerd Drewes, der in Schwarzenhütten ein Shantyfestival mit 150 Sängern von der gesamten Fährstraße aufgezogen hat.
Die Idee, ein "Krimiland Kehdingen-Oste" zu kreieren, hätte sich nicht verwirklichen lassen ohne die Koordinatorin Renate Wendt, die heute Bölsche heißt, ohne Autoren wie zum
Beispiel Prof. Reinhold Friedl und Wolfgang Röhl, der übrigens auch als "Stern"-Autor für die Oste geworben hat, und ohne so kreative Mitveranstalter wie Gisela und
Gerd Bertholdt aus Kleinwörden.
Unerlässlich für die heimatgeschichtlichen Aktivitäten - Wanderausstellung 50 Jahre Sturmflut, Historische Ostedeichroute, 1813-Festival etc. - ist das enorme Engagement von Ostefreundinnen und
-freunden wie der Heimatpfleger Ulla Schröder und Heino Grantz sowie von Walter Rademacher.
Das gleiche gilt in Bezug
- auf unser Blaues Netz für Skipper wie Bernd Jürgens und Bert und Marlene Frisch oder für Eibe von Glasow und Caspar Bingemer, denen wir wünschen,
dass ihre Mocambo nach lange der Oste erhalten bleibt,
- in Bezug auf unser Grünes Netz für Naturenthusiasten wie Gerd-Michael Heinze von der Naturschutzstation Unterelbe oder Hans-Hermann Tiedemann, den Vorsitzenden des
NABU Bremervörde -Zeven, und natürlich
- für unser Silbernes Netz, die Arge Wanderfische, für unseren Störvater Wolfgang Schütz, der durch eine langwierige Erkrankung leider verhindert ist und dem wir gute Besserung
wünschen.
Das Projekt Osteland insgesamt hätte nicht so erfolgreich anlaufen können ohne die Impulse von Kreativen: Dazu gehören das Ehepaar Berthold genauso wie die Fotokünstlerin Barbara
Gehring aus Hemmoor oder der Oste-Filmemacher Claus List aus Freiburg, und die Kollegen von der Presse wie Aranka Szabo, Egbert Schröder und Thomas
Schult, der gerade am neuen Osteland-Magazin bastelt.
Meine Frau Renate - der ich nicht zuletzt nach einer gesundheitlichen Krise vor zwei Jahren unendlich viel zu verdanken habe - und ich fühlen uns besonders verbunden unseren vielen
Freunden in Osten, aber auch in Oberndorf, das sich - unter Detlef Horeis - zu einer Art Leuchtturmdorf entwickelt hat.
Hier verbringen wir mit Freunden - erwähnt seien neben vielen der schon Genannten auch Christel Mix aus Cadenberge, Dieter Ducksch aus Osten und Manfred
Heinisch aus Oberndorf - seit 444 Wochen unsere Sonntagabende, schöpfen Kraft für unsere Arbeit, schnacken über Ideen wie das schwimmende Stördenkmal oder die Fährpromenade oder das
Fährmanndenkmal und freuen uns über die Oberndorfer, die sich trotz Zwangsschliessung ihrer Kiebitzschule nicht unterkriegen lassen, die durch Bürgersinn diese Kombüse 53 Grad Nord, ihr ehemaliges
Dorfgemeinschaftshaus, gerettet haben (Hochachtung für Barbara Schubert und ihr Team!) und die außerdem für die Kinder des Dorfes ein wunderbares Nachmittagsangebot, Kiwitte
plus, auf die Beine gestellt haben. Hier besteht Gelegenheit, diese Initiative durch eine Spende zu unterstützen - Bert und Marlene Frisch halten Sektkübel bereits
Ich danke Ihnen allen, Euch allen fürs Kommen und für die Aufmerksamkeit, wünsche Appetit auf die Hadler Hochzeitssuppe und gute Gespräche - und hoffe auf ein Wiedersehen am 1. Februar beim
11. Tag der Oste in Wischhafen-Wolfsbruchermoor, wo es dann Kehdinger Hochzeitssuppe gibt - man soll sich ja abwechslungsreich ernähren.
15. 8. 2014: Text zu einer Fotopräsentation von Jochen Bölsche beim "Radler-Gipfel" in Kleinwörden
Festrede von Jochen Bölsche beim 10. Tag der Oste
Bölsche spricht im Osteland-Festhaus
10 lange Jahre Revue passieren zu lassen in 100 Bildern und in 1000 Sekunden - genau das haben ich mir vorgenommen, auf die Gefahr hin, allzu vieles auf Schlagzeilen und Schlaglichter reduzieren zu müssen.
Wer mehr wissen will über die Entstehung und die Erfolgsgeschichte der AG Osteland, kann sie nachlesen in unserem neuen 82-seitigen Buch "Im Zeichen des Goldenen Hechts", das wir allen Gästen nachher am Ausgang gegen eine kleine (oder größere) Spende überreichen werden; weitere Exemplare sind hier an unserem Büchertisch und ab morgen für jedermann für 6 Euro im Handel und auch bei amazon.de erhältlich.
Unser Verein ist im Januar 2004 hier in Osten von gerade mal elf Mitgliedern gegründet worden, um die bis dahin namenlose und politisch vernachlässigte Region am Rande von drei Landkreisen im mittleren Drittel des grünen Dreiecks bekannt zu machen und zu kräftigen - und speziell um die akut vom Verfall bedrohte Schwebefähre so wie auch generell das maritime Erbe zu erhalten, von den letzten Prahmfähren bis hin zum kleinen alte Leuchtturm unweit der Mündung.
Heute, zehn Jahre später, ist unser Verein auf eine halbe Tausendschaft Mitglieder angewachsen, darunter auch 50 Vereine, Verbände und Gebietskörperschaften. Das 500. Mitglied übrigens war Wiebke tum Suden, die in Neuhaus einen der letzten Dorfläden am Fluss aufrechterhält, mit Poststelle und gemütlichem Bistro.
Heute gilt die AG Osteland als Deutschlands größte ehrenamtlich geführte Gewässergebietskooperation.
Und unsere Flussregion, so groß wie Hamburg und Berlin zusammen, hat mittlerweile auch einen Namen, die von uns vor zehn Jahren geprägte Bezeichnung Osteland hat sich durchgesetzt , den Namen tragen immer mehr Vereine, Firmen, Ferienhäuser und Produkte, darunter ja seit über einem Jahr auch dieses Festhaus in Osten, dem Sitz der AG Osteland. Es gibt sogar eine Nudelspezialität namens Osteland - und natürlich das Osteland-Magazin der Heimatzeitungen.
Ja, und auch immer mehr Künstler wie Thees Uhlmann , wie Rollo 333, die Buxtehuder Kaktusblüte oder die Gruppe Liederjan besingen den Fluss, den früher kaum einer kannte. Wenn man übrigens vor gut zehn Jahren "Oste" in die Suchmaschine eingab, erfuhr man erstmal was über Osteoporose, und im Kreuzworträtsel war der linke Nebenfluss der Elbe immer die Este, nie die Oste.
Sie wissen: Die von vielen vor zehn Jahren bereits aufgegebene Schwebefähre ist inzwischen nicht nur repariert und restauriert worden und dazu dank unserer Sponsoren prächtig illuminiert, sondern auch touristisch vernetzt, politisch eingebunden und flankiert von einem Fährmuseum in Osten und von einer Infomeile in Hemmoor, demnächst auch umgeben von einem neugestalteten Fährplatz in Osten und einem neuen Fährkopf in Basbeck - und zudem in guter Hoffnung, Unesco-Weltkulturerbestätte zu werden - so wie bereits 2006 unsere "Schwesterfähre" im spanischen Bilbao.
Wie dort in Bilbao und in Madrid 2003 all das begonnen hat, was wir heute feiern können, ist gelegentlich erzählt worden - angefangen bei unserer Mithilfe beim Aufbau eines Schwebefähren-Weltverbandes unter der Schirmherrschaft des spanischen Königs, der sich auch für die Ostener Fähre verwendet hat, über mein Osteland-Gründungskonzept im Oktober desselben Jahres bis hin zur Eröffnung unserer Deutschen Fährstrasse bereits im Mai 2004, übrigens mit Hilfe einer grosszügigen Spende der Volksbanken.
Die Festigung dieses länderübergreifenden Projekts und die Mitgliederwerbung -das war 2004 und 2005 unter dem Vorsitz von Gerald Tielebörger das Ziel von rund 60 Infoveranstaltungen überall am Fluss ebenso wie von vielen Reisen zur Partnerfähre am Nord-Ostsee-Kanal, ebenso wie die Initiierung der äußerst lebendigen kommunalen Partnerschaft der beiden Schwebefährengemeinden Osten und Osterrönfeld, ebenso wie Dutzende von Infoständen auf Messen und Märkten, dazu kam der Aufbau von Websites in zwölf Sprachen mit Resonanz selbst in Japan.
Der Inwertsetzung unserer Route dienten seither vielfältige kommunale Aktivitäten am Fluss – am eindrucksvollsten vielleicht in Oberndorf, wo eine Fährpromenade geschaffen wurde, dazu eine Modellfähre mit zwei Fährmann- bzw. Fährgast-Statuen. Ehrenamtlich erarbeitet wurden ein Reiseführer und die inzwischen über 160.000 von uns konzipierten Gratis-Radwanderkarten sowie spezielle Zielgruppen-Flyer wie vor kurzem von Michael Johnen und Walter Rademacher ein Faltblatt für Wohnmobilisten auf der Deutschen Fährstrasse, die wir auch als "Strasse der Wohnmobile" bewerben.
Der Stärkung des Ehrenamts und des "Flussbewusstseins" gilt seit 2005 unter der Schirmherrschaft der Oste-Landkreise Cuxhaven, Stade und Rotenburg unser Tag der Oste mit bislang siebzigfacher Vergabe des mit über 35.000 Euro dotierten Kulturpreises Goldener Hecht, dessen diesjährigen Sponsoren wir gleich gesondert Dank sagen werden.
Um die Kenntnis der gesamten Flussregion zu verbessern, haben wir von den ersten Jahren an sonntägliche Themenexkursionen veranstaltet. Und wir haben 2009 zum Hundertjährigen der Schwebefähre ein "Jahr der Oste" angeregt und koordiniert - mit über 300 Veranstaltungen von der Quelle bis zur Mündung , darunter zum Beispiel Oldtimer-Besuche und Regatten und ein Shanty-Festival.
Seit 10 Jahren helfen wir zudem, das kulturelle Erbe der Region zu bewahren - mit den von uns herausgegebenen und von Wolf-Dietmar Stock verlegten Oste-Büchern, letztes Jahr kam noch der Titel "Kunst und Genuss am Ostefluss" hinzu. Wir haben eingeladen zu Veranstaltungen über die großen Dichter von der Oste, zu vier von uns ausgerichteten Kunstausstellungen und nicht zuletzt zu Dutzenden von Lesungen im Rahmen des von uns 2009 gestarteten Krimiland-Projekts, das die über 50 Oste-Thriller für die Oste-Werbung nutzt.
Eine zentrale Rolle spielen mehr denn je unsere im Jahr 2003 gestarteten Bemühungen um den Welterbetitel für unsere Schwebefähren, die wir im vorigen Herbst bei der 4. Weltkonferenz am Nord-Ostsee-Kanal mit einer von uns eingebrachten einstimmig verabschiedeten "Osterrönfeld Declaration" bekräftigt haben. Nach der 100-Jahr-Feier der argentinischen Schwebefähre im November soll demnach unser Unesco-Sammelantrag offiziell eingebracht werden; dazu später mehr.
Um den Fluss für Wassersportler und -Wassertouristen wieder zu einem Begriff zu machen, haben wir uns schon vor Jahren für den Bau neuer Schiffsanleger eingesetzt, von denen inzwischen acht – wie erwähnt, dank Sponsoring durch die Elbfähre - mit Osteland- und Fährstrassen-Stationsschildern versehen sind . Zu unserer Freude veranlassen die Anleger ebenso wie die gestiegene Popularität unseres Flusses immer wieder auch große Fahrgastschiffe wie hier die Adler Princess, die Oste anzusteuern.
Unser Arbeitskreis Blaues Netz Oste veranstaltet Vortragsabende etwa mit den Transatlantikseglern Bert und Marlene Frisch, er wirbt an der Küste mit einem – demnächst in 3. Auflage erscheinenden - Hafenführer für das Oste-Revier. Der Arbeitskreis um Bernd Jürgens hat 2013 erstmals zu einem gemeinsamen Absegeln eingeladen, und er hat sich allen behördlichen Versuchen widersetzt, durch eine Reduzierung der Brückenöffnungszeiten den Zugang zum Fluss zu erschweren.
Unser Grünes Netz Oste wiederum verfolgt die vielfältigen Naturschutzaktivitäten am Fluss und veranstaltet naturkundliche Ausflüge zum Beispiel in die Ostemoore und an die Mündung - zuletzt in Zusammenarbeit mit dem Natureum, für dessen Unterstützung und die - zur Zeit laufende Erweiterung - wir 2012 eine viel beachtete Unterschriftensammlung, den Baljer Appell, gestartet haben.
Goldenes Netz Oste nennen wir informell das Zusammenwirken unserer Mitglieder im Heimatbereich. Sie haben 2011 die Historische Ostedeichroute geschaffen und 2012 die Wanderausstellung "Wilde Oste" zum 50. Jahrestag der Sturmflut 1962, aber auch zu den seither erzielten enormen Erfolge der Deichverbände, sie haben 2013 die spektakulären Aktivitäten der Neuhäuser Lumpenhunde zur 200. Jahrestag des Endes der Franzosenzeit - "Osteland ohne Napoleon" - unterstützt.
Eine Art Silbernes Netz Oste stellt unsere erfolgreiche Osteland-Arbeitsgemeinschaft Wanderfische um "Störvater" Wolfgang Schütz dar, die seit fünf Jahren mit vielerlei öffentlichkeitswirksamen Aktionen die Wiederansiedlung des einst verschollenen Kaviarfischs begleitet - Stichworte: Störausstellungen wie in Osten, das schwimmende Stördenkmal, Störfeste in Elm und Oberndorf. Mit alldem wird mittlerweile sogar internationales Interesse auf die Oste gezogen, von dem auch der Angeltourismus profitiert.
Die bisherige Krönung dieser Aktivitäten waren die Auszeichnung als UN-Projekt 2013 und die Wahl des Störs zum Fisch des Jahres 2014.
Vieles andere noch verdient in diesem Zehn-Jahres-Rückblick ausführliche Erwähnung: die Restaurierung des Hemmoorer Bahnhofsgebäudes, für das wir vor zehn Jahren ein erstes Nutzungskonzept verfasst haben, die Initiierung der Nordroute der Niedersächsischen Milchstraße, unser Einsatz für den neuen Oste-Radweg Tostedt - Balje, die Osteland-Sonderbriefmarken, die Werbetour der Europakutsche als "Botschafter des Ostelandes", ...
... die alljährlichen Wanderungen mit Albertus Lemke, unsere täglich aktualisierten Websites sowie die Facebook-Accounts mit jeweils bis zu 400 Mitgliedern, das Oste-Natur-Navi-Projekt, die nicht zuletzt mit unserer Hilfe entstandenen Fernsehfilme über die Oste, die Mitarbeit am Osteland-Magazin der Heimatpresse, dessen druckfrische, von Thomas Schult zusammengestellte neueste Ausgabe nachher am Ausgang erhältlich ist, das 2004 produzierte erste - inzwischen historisch zu nennende Werbeplakat für die Oste mit Fotos von dem damals 15jährigen Philipp Steiger, das wir Ihnen ebenfalls am Ende der Veranstaltung überreichen werden.
So wie wir viele unserer verdienstvollen Mitglieder geehrt haben, zuletzt 2013 in grossem Rahmen in Oberrönfeld, hat die Arbeit unseres Vereins und für unseren Verein in jüngster Zeit viel Anerkennung und etliche Ehrungen erfahren, mit Auszeichnungen durch die Gemeinde Osten, den Landkreis Cuxhaven, durch den Bürgermeister unserer Schwebefähren-Partnerstadt Rendsburg und sogar durch den Bundespräsidenten.
Dennoch gibt es keinerlei Grund, uns auf diesen Lorbeeren auszuruhen - angesichts der vielen alarmierenden Negativentwicklungen. So vieles bleibt zu tun.
Noch immer zählen Teile des Ostelands, von uns seit 10 Jahren bemängelt, zu den letzten verkehrsverbundfreien Zonen Deutschlands; erst in den letzten Tagen scheint sich etwas in sachen HVV-Erweiterung zu bewegen.
Noch immer blutet der ländliche Raum unablässig weiter aus. Gegen die Zerschlagung der dörflichen Schulen kämpfen praktisch alle unsere Mitglieder in den betroffenen Gemeinden, sei es Elm, sei es Oberndorf, zumal diese Entschulung oft einher geht mit der Schließung von Jugendzentren, Gaststätten, Poststellen und Verwaltungsaussenstellen.
Noch immer stellen die beiden Ostebrücken in Hechthausen ein Riesenärgernis dar: die fast 70 Jahre nach einer kriegsbedingten Sprengung noch immer eingleisige Bahnbrücke ebenso wie die baufällige Strassenbrücke, für deren rechtzeitigen Ersatz sich zurzeit die Lokalpresse und alle unsere Mitglieder in den Räten einsetzen.
Am Oberlauf bekämpfen einige unserer aktivsten Mitglieder die Deponie-, Fracking- und Methangasprojekte bei Haaßel, Sittensen und Groß Meckelsen - dort wo immer wieder ein fragwürdiger Umgang mit Natur und Umwelt von sich reden macht, wie in den Jahresberichten des Kreisnaturschutzbeauftragten Werner Burkhardt nachzulesen ist; die Stichworte Vermaisung, Artenschwund, Güllehavarien und Grünlandumbruch mögen hier genügen.
Über all diese Entwicklungen werden wir reden können in unserem Grünen Netz oder auch in unserer Jahreshauptversammlung am Montag, 24. März, in Bremervörde. Dort werden wir aber auch berichten über unser zentrales Projekt 2014, die von einem 30-köpfigen Vorbereitungsteam geplante Festdekade zum Zehnjährigen der Deutschen Fährstrasse Mitte Mai...
... mit einer Festveranstaltung mit der Gruppe "Kaktusblüte" , mit einem Oste-Fähren-Tag -vielleicht auch schon am neun Püttenhüpper-Anleger in Kranenburg -, einer Fahrradstaffel-Tour bis hinauf nach Kiel, mit Ostewanderungen, mit einer Geschwaderfahrt der Wassersportler, einem Shanty-Festival, mit drei Kunstausstellungen und einer Bus- und Schiffsreise von der Oste über die Kieler Förde bis hinauf zum Oslo-Fjord ...
... alles in allem, wie wir hoffen, werbewirksame Tage für unsere die Deutsche Fährstrasse und ein guter Auftakt für das zweite Jahrzehnt unserer Arbeitsgemeinschaft Osteland, der Lobby für die Oste.
Beamer-Präsentation von Jochen Bölsche, Osten,
über Erfolge und Misserfolge der "Lobby für die Oste"
Der Autor, Spiegel-Redakteur im Ruhestand, lebt in Osten/Oste und ist 1. Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Osteland e. V.
Nachdem ich vor anderthalb Jahrzehnten - als werdender Rentner - von Hamburg an die schöne Oste gezogen war, fragte mich eine Journalistenkollegin nach den Gründen für meine Ortswahl. Meine damalige Antwort fand ich wieder als Überschrift eines von Frauke Heidtmann für die Niederelbe-Zeitung verfassten Porträts: "Jochen Bölsche: 'Ich habe hier die Freundlichkeit der Welt erfahren'". Und darunter stand: "Der dienstälteste 'Spiegel'-Redakteur lebt in Osten, schwärmt von der Schwebefähre, liebt Land, Leute und Politik."
Weil das tatsächlich so ist, waren meine Frau Renate und ich mit dabei, als elf Gründungsmitglieder (außer uns beiden sämtlich Einheimische) am 13. Januar 2004, also vor zehn Jahren, im Ostener "Fährkrug" einen gemeinnützigen Verein ins Leben gerufen haben: die Arbeitsgemeinschaft Osteland. Inzwischen sind wir mehr als 530 Mitglieder und gelten als Deutschlands größte ehrenantlich geführte Gewässerkooperation.
Wir selber verstehen uns als "Lobby für einen vergessenen Fluss". Wieso vergessen? Die Oste, im Herzen des Elbe-Weser-Dreiecks, ist mit 140 Kilometern zwar der längste Nebenfluss der Niederelbe, ihr Einzugsgebiet, das von uns so genannte Osteland, ist mit 1800 Quadratkilometern größer als die Bundesländer Hamburg und Berlin zusammen, und sie ist für uns der schönste Fluss weit und breit - von den Eisvogeltälern und Kranichmooren am Oberlauf zwischen Tostedt und Bremervörde über die von Neptun regierte salzige Tideoste bei Himmelpforten, Hechthausen und Hemmoor bis hin zu den Seehundbänken in der Mündung bei Balje - ein "Fluss, der alles hat".
Aber die Osteregion war von etlichen Politikern und Touristik-Profis in den zuständigen vier ostefernen Kreisstädten lange Zeit vernachlässigt worden. Den Winsenern lag die Luhe näher, den Rotenburgern die Wümme. In Stade bewarb man lieber das Alte Land am Elbstrom, in Cuxhaven lieber die Nordseebäder. Wenn man kurz nach der Jahrtausendwende das Wort "Oste" in die Suchmaschinen eingab, erfuhr man erstmal was über Osteoporose.
Geradezu skandalöse Formen nahm die Vernachlässigung dieser abgelegenen Region an, als der Landkreis Cuxhaven um 2000 im Begriff war, das in seinem Eigentum befindliche überragende Wahrzeichen des gesamten Ostelandes verrosten und verrotten zu lassen: die denkmalgeschützte Schwebefähre Osten - Hemmoor, den sogenannten Eiffelturm des Nordens. Für eine Reparatur des Tourismusmagneten im letzten Dorf vor der Kreisgrenze sollte kein Geld da sein. Nach einem halben Jahren Jahrzehnt Stillstand wegen Baufälligkeit drohten Verfall und Verschrottung.
Was tun? Wir haben 2003 geholfen, einen Weltverband der Schwebefähren zu gründen, mit keinem Geringeren als dem damals noch unumstrittenen spanischen König Juan Carlos als Ehrenpräsidenten. Die junge AG Osteland hat eine länderübergreifende Ferienroute, die Deutsche Fährstrasse Bremervörde - Kiel, eröffnet - auch um die beiden letzten deutschen Schwebefähren in Osten und Rendsburg politisch zu verankern und abzusichern. Die Öffentlichkeitsarbeit lohnte, die benötigten Gelder flossen schliesslich, die Gondel schwebte wieder, die "Bild-Zeitung erschien mit der Schlagzeile: "Spanischer König rettet Schwebefähre."
AG-Osteland-Mitglieder haben fortan Spenden gesammelt für die Illuminierung der Fähre, für eine Webcam und eine Sonderbriefmarke, außerdem ein Fährmuseum in Osten und eine Internationale Schwebefähren-Infomeile in Hemmoor eingerichtet. Zum Hundertjährigen des Ostener Bauwerks wurde ein "Jahr der Oste" mit über 300 Veranstaltungen ausgerufen und schließlich ein Arbeitskreis Deutsche Schwebefähren gegründet; der wiederum erarbeitet einen supranationalen Antrag auf Vergabe des begehrten Unesco-Welterbetitels, der 2006 der weltältesten Schwebefähre im spanischen Bilbao bereits zuerkannt worden war.
Bei alldem stützen wir uns auf freiwilliges Engagement. Denn wir wissen: Das Ehrenamt ist der wichtigste Rohstoff und Treibstoff in unserem finanz- und strukturschwachen Osteland. Wer Ehrenamtlichen die Ehre vorenthält, schadet unserer Region. Daher würdigen wir seit zehn Jahren alljährlich auf unserem "Tag der Oste" den Einsatz von Einzelpersonen und Vereinen mit der Verleihung des sogenannten "Oste-Oscars", des bisher mit insgesamt rund 40.000 Euro dotierten und gut 70 mal verliehenen Osteland-Kulturpreises "Goldener Hecht", nachempfunden dem sagenhaften Hechthausener Wappentier mit der goldenen Krone über dem Brunnen vor der "Ostekrone".
Ehrenamtlich tätige Osteland-Mitglieder haben in den letzten Jahren die Ostefähre in Brobergen samt Fährkrug gerettet, ebenso die Ostener Kulturmühle, den alten Baljer Leuchtturm und einiges mehr. Sie pflegen die Heimatgeschichte mit Beiträgen zu den bislang sieben von uns herausgegebenen Büchern (das jüngste heißt "Kunst und Genuss am Ostefluss") sowie mit Wanderausstellungen etwa vorletztes Jahr zum 50. Jahrestag der verheerenden Sturmflut 1962 oder mit Veranstaltungen wie letztes Jahr zur 200. Wiederkehr des Endes der Franzosenzeit.
Unsere Mitglieder haben eine Serie von Kunstausstellungen organisiert, um zu zeigen, dass die Region in dieser Hinsicht so fruchtbar ist wie das Worpsweder Moor, dazu literarische Exkursionen an die Wirkungsstätten von Peter Rühmkorf und Walter Kempowski. Lesungen im Rahmen eines weiteren Projekts, "Krimiland Kehdingen-Oste", nutzen die rund 50 hier handelnden Thriller, um überregional auf die Reize unserer Region neugierig zu machen.
Seit zehn Jahren wirbt unsere Fachgruppe Messen und Märkte mit Zehntausenden von uns produzierten Gratis-Faltkarten nicht nur für die "Fährienstraße", sondern auch für den neuen Oste-Radweg Tostedt - Balje. Und Osteland-Mitglieder waren es auch, die ehrenamtlich die Nordtrasse für die Niedersächsische Milchstrasse sowie eine Historische Ostedeich-Route entworfen haben.
Dem Schutz der Ostenatur verschrieben haben sich unser vereinsinternes "Grünes Netz Oste", dessen Mitglieder 2013 vogelkundliche Ausflüge an die Ostemündung und in die Ostemoore organisiert haben, und die Osteland-Arbeitsgemeinschaft Wanderfische: Mit Stör-Austellungen, Stör-Festen, Stör-Infoabenden und einem Stör-Denkmal setzt sie sich gemeinsam mit den fast 8000 Sportfischern und mit den Unterhaltungsverbänden für eine Wiederansiedlung des einst ausgerotteten Urzeitfischs ein. Gekrönt wurden die Bemühungen der Aktiven um Wolfgang Schütz durch die Anerkennung als UNO-Projekt 2013 und durch die Benennung des Störs zum "Fisch des Jahres" 2014.
So erfreulich all dies ist - in den letzten Jahren waren immer wieder auch Rückschläge zu verzeichnen. So wie unser "Grünes Netz" anhaltenden Artenschwund durch die rapide Vermaisung der Region beklagen muss, hatte auch unser "Blaues Netz", das mit einem Oste-Hafenführer und einem gemeinsamen "Absegeln 2013" überregional für das Wassersportrevier Oste warb, Grund zum Protest. Geplante Einsparungen bei den Brückendurchfahrtszeiten gefährden massiv den Wassertourismus im Osteland.
Es gibt nichts zu beschönigen: Trotz vieler beglückender Beispiele von Bürgerengagement wachsen die Belastungen für unseren abgelegenen ländlichen Raum. Stichworte sind Landflucht, Gasthaussterben, sich anbahnender Ärztemangel, die anhaltende Ausschluss des Ostelandes aus den Nahverkehrsverbünden, erneuerungsbedürftige Straßen- und Bahnbrücken wie in Hechthausen, dazu sich allenthalben vollziehende oder drohende Schliessung von Post- und Verwaltungsaussenstellen, von Jugendzentren, von Krankenhäusern und, besonders fatal, von wohnortnahen Schulen.
Wir Osteland-Aktiven sind entschlossen, uns diesen Tendenzen weiter zu widersetzen. Wir unterstützen daher Politiker, die sich stark machen für das flache Land, denn wir verstehen uns als Teil der neuen Landbewegung, deren Mitstreiter, wenn es sein muss, auch auf die Strasse gehen, wenn wie in Sittensen das Grundwasser durch eine Methangasfabrik gefährdet werden könnte, in Cuxhaven eine Klinikschliessung droht oder, wie in Bremervörde und in Oberndorf, die Schließung einer der ortsnahen Schulen mit den erfreulich kurzen Wegen für die kurzen Beine.
Im zweiten Jahrzehnt unseres Bestehens werden wir als Lobby für das Osteland nicht nur für den sanften Tourismus werben, sondern vermehrt auch kämpfen müssen gegen weitere harte Einschnitte in die Lebensqualität der Menschen im grünen Kernland zwischen Elbe und Weser.
(Rede vor dem Verdi-Bezirksverband Elbe-Weser und der SVOH Hemmoor, Januar 2014) |
Frühere Reden und Vorträge von Jochen Bölsche zum Thema Oste aus den Jahren 2005 bis 2014 sind auf dieser Seite dokumentiert.